Traditionelle Europäische Medizin

Über Jahrtausende hat sich in Europa eine traditionelle Heilkunde entwickelt, die sich ganzheitlich denkend mit der Vorbeugung und Heilung von Krankheiten befasst. Die TEM reicht vom mündlich überlieferten Wissen der heilkundigen Kräuterfrauen, Hebammen, Hirten bis hin zum Gelehrtenwissen bedeutender Persönlichkeiten: Hippokrates, Galenos, Avicenna, Hildegard von Bingen, Paracelsus, Sebastian Anton Kneipp, Rudolph Steiner, Samuel Hahnemann prägten das alte Heilwissen. Griechische, römische, arabische, indische Medizin beeinflussten einander, wirkten in der Klostermedizin und über Gelehrte weiter bis ins frühe 20. Jahrhundert.

In der Gegenwart leistet die  Traditionelle Medizin einen kostbaren Beitrag zu einer personalisierten Medizin, die jeden Menschen in seiner individuellen Konstitution erkennt und behandelt. Beide Medizinformen, moderne und traditionelle, mögen einander ergänzen zum Wohle der Menschen.

Die TEM widmet sich dem Menschen in seiner Ganzheit von Körper, Seele und Geist, inmitten seiner Lebensumwelt und eingebettet in den Kosmos. Um den individuellen Konstitutionstyp zu definieren, erfolgt eine ausführliche Diagnose von TEM-Experten mittels Gespräch, Irisdiagnostik, Puls, Harn oder Zungentest. Danach lässt sich ein passendes Behandlungskonzept maßschneidern.

Ein Kernstück der TEM ist die Humoralmedizin. Zugrunde liegt die Idee der 4 Elemente: Feuer, Erde, Wasser, Luft in unserem Körper. Sie entsprechen den Grundfunktionen des Lebens, die in Balance sein sollten, um gesund zu bleiben. In der Humoralmedizin werden sie als Säfte bezeichnet,  lat. „Humores“. Diese Säfte sind keine Körperflüssigkeiten, sondern spezifische Wirkprinzipien, denen verschiedene Organe, Funktionen und Temperamente zugeordnet werden: Choleriker, Melancholiker, Phlegmatiker, Sanguiniker.

Eine Ausgewogenheit kann mit adäquater Ernährung, Bewegung, therapeutischen Anwendungen und Spiritualität erreicht werden. Vor allem die Behandlung mit Heilpflanzen und heilenden Lebensmitteln hat in der TEM eine große Bedeutung.

Geschichte der TEM

Griechische Medizin

570 v. Chr. Pythagoras, benannte die 4 Elemente: Feuer, Erde, Wasser Luft
468 – 377 v. Chr. Hippokrates, „Vater der europäischen Medizin“, Elementelehre
Assyrisches und indisches Kräuterwissen hat den europäischen Raum erreicht

Römische Medizin

130 n. Chr. Galenos von Pergamon, neben Hippokrates einflussreichster Arzt der Antike, Begründer der Humorallehre, ordnet die Kräuter nach Eigenschaften: heiß, trocken, feucht, kalt. Das Christentum verdrängte „heidnische“ Heilkünste. Zur Zeit der Kreuzzüge entwickelte sich die TEM im damals fortschrittlichen arabischen Raum weiter.

Arabische Medizin

980 – 1037 n. Chr. Avicenna, verfasste den “Kanon der Medizin”, der von Gerhard von Cremona ins Lateinische übersetzt wurde. Seine Werke galten als wissenschaftliche Grundlage auch der christlichen Klostermedizin. Viele arabische Ärzte zogen später nach Spanien und Südfrankreich – und die TEM hielt damit wieder Einzug nach Europa.

Klöster und Gelehrte

Bis zum 13. Jahrhundert waren die Klöster Förderer und Hüter der Wissenschaft und Heilkunde. Im 9. Jahrhundert verfasste der Benediktinerabt Walafried Strabo das Kräuterbuch 'Hortulus'. Im 12. Jahrhundert verband die Äbtissin Hildegard von Bingen in 2 großen Werken antikes Wissen mit christlichem Glauben, Medizin- und Kräuterkenntnissen ihrer Zeit mit eigener Intuition.

1440 n. Chr. die Erfindung des Buchdruckes bescherte der Heilpflanzenkunde einen enormen Aufschwung. Namhafte Verfasser sind: Otto Brunfels, Hieronymus Bock, Leonhart Fuchs, Jakob Dietrich. Wer zu Beginn der Neuzeit weiblich und sowohl heil-als auch kräuterkundig war, lebte allerdings gefährlich, weil nichtselten rasch als Hexe „verfemt“.

1493 – 1541 Paracelsus, Theophrastus Bombastus von Hohenheim, gilt als wichtigster Arzt der beginnenden Neuzeit und einer der bedeutendsten Heilkundigen der TEM.

Er betrachtete den Menschen als ein in der Natur eingebundenes Ganzes, entwickelte die Signaturlehre und bestimmte 5 Hauptarten der Krankheitseinflüsse: Gestirne, aufgenommenes Gift, Vorbestimmung und Gott.

1821 – 1897 Sebastian Anton Kneipp, Priester und Naturheilkundiger, verhalf der TEM auch nach seinem Tod zu enorm wachsender Bedeutung. Bücher, Anwendung in vielen Kurangeboten und Kneipp-Vereinen.

1755 – 1843: Samuel Hahnemann, Begründer der Homöopathie.

1861 – 1925 Rudolf Steiner, Begründer  der Anthroposophie, beschäftigt sich auch mit Heilpflanzenkunde, Steinheilkunde, und rhythmischen Funktionen des menschlichen Körpers. Er entwickelte die Idee des Homöopathiebegründers Samuel Hahnemann weiter und stellte die Signaturlehre, Astromedizin sowie die Elementenlehre in den Mittelpunkt.